Pandemic games - Reappraising
Zu Spielen werden die Überbleibsel und Abfälle der Pandemie - Corona-Tests, Wattestäbchen etc. Können Sie in diesem neuen Kontext "fuß fassen"?
Die ersten Ideen zur "Pandemic games - Reappraising" - Serie sind bereits während der Covid 19 - Pandemie entstanden; die Serie geht jedoch weiter, als lediglich einen Kommentar zur Pandemie oder den Umgang damit zu geben, sie betrachtet vielmehr das Geschehen mit einem Blick, der der aktuellen Situation Rechnung trägt. Immer wieder wird von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen der Ruf laut, die politischen Entscheidungen der Corona-Pandemie zu bewerten, eine "Aufarbeitung" zu fordern.
Jeder von uns nimmt für sich in Anspruch, dass seine Handlungen und Entscheidungen immer aus der Situation heraus zu betrachten seien und nicht retrospektiv. Bewertet man jedoch die Entscheidungen anderer, insbesondere die Entscheidungen der Politik, so geschieht dies immer mit dem späteren Wissen und man tut so, als ob man sich "damals" genau in diesem Sinne entschieden hätte - auch dies ganz einfach Spiele?
Waves
Die Serie „Waves“ beschäftigt sich mit einem Phänomen, welches zum Ende des Winters vermehrt auftritt und Teile der Landschaft prägt. Felder, von Plastikplanen bedeckt und geschützt, die die unterschiedlichsten Früchte und Gemüse schneller und früher reifen lassen. Diese Anbauart ist heutzutage hochspezialisiert und arbeitet mit Wendefolien in schwarz und weiß und Folientunneln darüber, was einen großen Aufwand darstellt; allerdings rechtfertigt der letztliche Ertrag anscheinend diese Anstrengungen. Ein großes Problem stellt der Plastikmüll dar, auch weil die nicht mehr benötigten Plastikplanen immer wieder keiner fachgerechten Entsorgung zugeführt werden. Zum Teil werden sie einfach untergepflügt, sie bleiben somit unwiederbringlich im Boden und stellen eine schwere Belastung dar. Plastikfetzen werden verweht, Plastikreste im Boden hemmen das das Pflanzenwachstum oder
beeinflussen die Vermehrung von Bodenorganismen. Mittlerweile gehen Untersuchungen davon aus, dass in Ackerböden ein Vielfaches an Mikroplastik,
verglichen mit den riesigen Plastikbergen in den Ozeanen, steckt. Auch wenn man diesen Abdeckungen eine gewisse Ästhetik nicht absprechen kann - wirken sie doch bisweilen wie ein originärer Teil der Landschaft, wie Wasser oder Wellen - so stehen sie dennoch symbolisch für das, was wir uns und der Umwelt antun.
Used
Die laufende Serie "Used" - (Gebraucht) dokumentiert einen Vorgang, der regelmäßig auf deutschen Bürgersteigen zu beobachten ist. Wenn der Sperrmüll abgeholt wird, müssen die Besitzer die Dinge, die sie nicht mehr brauchen, die ihnen nichts mehr wert sind, die defekt oder nicht mehr vorzeigbar sind, geordnet vor das Haus stellen. Mehr oder weniger funktionstüchtige Möbel, Geräte, Elektroartikel, Haushalts- und Gartengegenstände, altes Baumaterial, Teppiche usw. werden wie zur Schau gestellt vor dem Haus aufgereiht. Für ein oder zwei Tage gewähren die Menschen einen Einblick in ihr sonst weitgehend geheimes Privatleben. Dinge, die bis vor kurzem noch in Gebrauch waren, sind nun für jedermann sichtbar und geben Hinweise auf die Geschichten hinter den Dingen, die in dieser Kombination zur Abholung bereitstehen: Kinder, die erwachsen werden und das Elternhaus verlassen, Menschen, die sterben oder ins Altersheim ziehen, Paare, die sich trennen, Inventar, das unbrauchbar geworden ist und vom neuen Besitzer nach dem Hauskauf entsorgt wird...
Vivarium humanicum ingens
Ein Vivarium ist eine kleine Einrichtung zur Haltung und Aufzucht von Land- und Wassertieren.
Das Vivarium humanicum ingens besteht aus 36 Glassegmenten (von etwa 180 x 250 cm), die einen Wohnheim umgeben. Die Glassegmente sind so stabil ausgeführt, dass sie die dahinter wachsenden Sträucher zur Straße hin in Schach halten und sich diese Verbindung aus Baustoff und Natur gleichzeitig wie eine Festung nach außen wendet.
Wurzeln wachsen nach oben, das Glas wird von den Pflanzen, den Wettereinflüssen und den Menschen, die ihre Spuren hinterlassen, malträtiert. Die Menschen, die hinter dieser künstlich erschaffenen Grenze leben, sind nicht zu sehen, sie verschwinden im Dickicht der Vivariumswand.
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